Welche kirchlichen Banken gibt es in Deutschland?

Nachdem im letzten Beitrag bereits soziale Banken vorgestellt und deren Angebote miteinander verglichen wurden, soll es nun darum gehen welche kirchlichen Banken es in Deutschland gibt. Das Ziel der ethischen Geldanlage eint die Institute beider Kategorien und macht sie für engagierte Kunden interessant!

Während einige kirchliche Banken ihre Dienste nur Mitarbeitern der Kirche oder kirchlichen Einrichtungen wie Orden, Krankenhäusern, Verbänden oder Hilfswerken anbieten, können „normale“ Privatkunden bei folgenden Instituten Konten eröffnen und Gelder anlegen:

Die Bank für Kirche und Diakonie: KD-Bank eG

Die „Genossenschaftsbank mit christlichen Wurzeln und Werten“ aus Dortmund besteht schon seit 1927 und verwaltet heute fast 4755 Millionen Euro an Kundengeldern. Seit dem 1. Januar 2008 wird bei Geldanlagen in Wertpapiere ein sogenannter „Nachhaltigkeitsfilter“ eingesetzt, der sich an den drei Zielen des Konziliaren Prozesses – Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung – orientiert. Dabei richtet sich die KD-Bank auch nach dem Best-in-class-Prinzip, das Unternehmen aus einer vergleichbaren Branche mit Noten von A (Bestnote) bis D (schlechteste Note) bewertet und die vorbildlichsten auswählt. Allerdings investierte der Ethikfonds KCD-Union Nachhaltig Aktien in Erdöl-Gesellschaften wie BP und Statoil, die aufgrund von Umwelt- und Arbeitsrechtsverstößen eigentlich nicht zum Anspruch der KD-Bank passen (Spiegel 13.09.2010).

Das „Girokonto Premium“ gibt es bei der KD-Bank ab einer kontinuierlichen Einlage in Höhe von mindestens 5.000 Euro umsonst.

Bank für Orden und Mission

Rechtlich gesehen ist die Bank für Orden und Mission eine unselbstständige Zweigniederlassung der Volks- und Raiffeisenbank Untertaunus eG mit Sitz in Idstein. 2003 von Pater Helmut Schlegel gegründet, ist sie dem Franziskaner Orden zugehörig und ein Teil des Geschäftsgewinns fließt deshalb auch an die Missionszentrale des Franziskanerordens und wird für konkrete Hilfsprojekte eingesetzt.

Das Girokonto bei der Ordensbank kostet 5 Euro im Monat, zuzüglich 10 Euro jährlich für die BankCard, mit der bei V+R Banken kostenlos Geld abgehoben werden kann. Eine Kreditkarte von MasterCard gibt es für 20 Euro pro Jahr. Die Kontoeröffnung ist online möglich.

Steyler Bank

1964 von den Steyler Missionaren gegründet, ist die Steyler Bank die einzige Missionsbank in Deutschland. Neben dem Best-in-class-Prinzip werden mögliche Investments in Unternehmen auch nach dem Öko-Rating des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens geprüft. Zudem gehört die Steyler Bank dem Corporate Responsibility Interface Center, einem Verein für ethisch orientierte Investoren, an. Grundsätzliche Kriterien für die Geldanlage sind Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. So kommen zum Beispiel Firmen deren Geschäftsfelder Abtreibung, Atomenergie oder auch „Grüne Gentechnik“ berühren, nicht für eine Investition in Betracht.

2008 betrug die Bilanzsumme der Steyler Bank bei ungefähr 15.000 Kunden rund 255 Millionen Euro. Neben dem Unternehmenssitz in Sankt Augustin gibt es auch eine Niederlassung in Österreich.

Die Steyler Bank bietet Privatkunden ein „Missions®-Girokonto“ für 2,50 Euro pro Monat mit MasterCard Kreditkarte (20,00 Euro p.a.), ein „Missions®-Sparbuch“, einen „Missions®-Sparbrief“, „Missions®-Festgeld“, „Missions®-Wachstumssparen“, Afrika- und Indien-Sparbriefe sowie ein Tagesgeldkonto.

Kirchliche Banken für Kirchenangehörige

Die LIGA Bank, die Pax-Bank und die Bank für Kirche und Caritas (BKC) bieten ihre Leistungen nur Kirchenangehörigen oder denen von kirchlichen Einrichtungen an:

Liga-Bank

Die Liga-Bank wurde nach eigenen Angaben am 15. Februar 1917 von 34 katholischen Priestern gegründet und bezeichnet sich daher als „erste Kirchenbank Deutschlands“. Sie sieht sich als „Dienstleister für die Kirche“ und betreut den katholischen Klerus, Diözesen und Pfarrgemeinden, Ordensgemeinschaften, karitative und soziale Einrichtungen sowie Mitarbeiter im kirchlichen Dienst in finanziellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten. Die Zentrale der LIGA Bank eG befindet sich in Regensburg und es gibt Filialen im gesamten süddeutschen Raum sowie in den Bistümern Dresden und Görlitz.

Entgegen dem eigenen Anspruch Kapital nicht in Anlagen zu investieren, die christliche Grundsätze verletzen, fand sich laut dem Spiegel 2010 in dem gemeinsam mit der Pax-Bank aufgelegten Fonds „Liga-Pax-Rent-Union“ auch eine Finanzierungstochter der Uranfirma Urenco. Außerdem wurde in einem weiteren Fonds von der Liga Bank (Unirak) in Tabak- und Rüstungsfirmen sowie in Aktien von Stada (Hersteller der Verhütungspille Pink Luna) investiert. Der „Spezialfonds 125“ enthielt ebenfalls Werte von Tabakkonzernen und darüber hinaus sogar Anteile eines finnischen Kernkraftwerksbetreibers, eines Triebwerksherstellers für Kampfflugzeuge und eines weltweit im Glücksspielgeschäft tätigen Lottosystemherstellers.

Pax-Bank

Die genossenschaftlich organisierte, katholische Universalbank mit Sitz in Köln wurde 1917 gegründet und richtet ihre Investments ebenfalls nach ethischen Kriterien aus. Jedoch wurde bereits 2009 bekannt, dass die Pax-Bank ebenfalls in Fonds investiert hat, in denen unter anderem sowohl Tabak- und Rüstungskonzerne (British American Tobacco und Imperial Tobacco – Tabak; BAE Systems – Atom-U-Boote und Kampfflugzeuge) als auch Verhütungsmittel-Hersteller (Wyeth – Antibabypillen) vertreten waren.

Bank für Kirche und Caritas (BKC)

Die Bank für Kirche und Caritas mit Sitz in Paderborn ist laut Handelsblatt.com nach der Liga-Bank in Regensburg und der Pax-Bank in Köln eine der größten katholischen Banken in Deutschland. Ihr Geschäftsvolumen lag im Jahr 2009 bei rund drei Milliarden Euro. Der Spiegel hat auch bei der Bank für Kirche und Caritas aufgedeckt, dass über den Investmentsparplan Uniprofirente Gelder in Tabakkonzerne und Rüstungsfirmen investiert wurden und sich im BKC Treuhand Portfolio Alkoholproduzenten wie Carlsberg fanden. Besonders pikant die Stellungsnahme eines BKC-Vertreters dazu:

Wir können uns mit unseren Vorstellungen von ethischer Geldanlage nicht komplett durchsetzen.

Eigene Geldanlagen sollten also auch bei den kirchlichen Banken genau überprüft werden, denn leider werden die strengen ethischen Kriterien und Versprechungen anscheinend nicht immer eingehalten.

Empfehlenswert zur generellen Lektüre sind die Bücher „Grüne Geldanlage: Verantwortungsvoll investieren“ von Arno Fricke (16,90 Euro), „Gewinn mit Sinn: Wie Sie Ihr Geld sicher anlegen – mit gutem Gewissen“ von Mechthild Upgang (18,90 Euro) und „Erfolgreich investieren in grüne Geldanlagen: Ökologisch – ethisch – nachhaltig“ von Stephan Rotthaus (24,90 Euro):

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