Diese Woche machte Peter Sunde – einer der Gründer des BitTorrent-Verzeichnisses „The Pirate Bay“ – durch sein neustes Projekt „Flattr“ von sich reden. Der Name leitet sich sowohl von „to flatter“ (engl. für schmeicheln) als auch von „Flatrate“ (engl. für Pauschalabgabe) ab und wird deshalb in einigen Medien schon als „Schmeichel-Pauschale“ übersetzt.
Hinter dem neuen Dienst steht das Ziel endlich ein funktionierendes System für Micropayments zu finden. Die Zahlung kleiner, bzw. sehr geringer Beträge über das Internet war lange als zu aufwändig angesehen und deshalb vernachlässigt worden. Bei Zahlungen von Beträgen zwischen einem Cent und fünf Euro machten die Kosten für die Zahlungsabwicklung lange Zeit fast den ganzen Nutzen der Zahlung zunichte.
Diese „technische Hürde“ ist neben der angeblich überhaupt nicht vorhandenen Zahlungsbereitschaft der User mit ein Grund warum Vertreter der „alten Medien“ – insbesondere der (Zeitungs-)Verlage – so vehement das Internet kritisierten und behaupteten es gäbe kein funktionierendes Finanzierungsmodell für ihre Inhalte.
Die Verlage hatte Peter Sunde bei der Gründung von Flattr zwar ganz sicher nicht unbedingt im Sinn, aber das System könnte endlich den Beweis antreten, dass sich qualitative Inhalte im Internet sehr wohl finanzieren lassen. Wie das folgende Video erklärt sollen Flattr-Nutzer einen bestimmten monatlichen Beitrag an diverse Produzenten von Inhalten verteilen können. Dies können Texte in Blogs, aber auch Fotos bei Flickr oder Musik und Videos sein. Die Verteilung soll ähnlich dem Abstimmungsprinzip von Digg.com und anderen „Social-News-Portalen“ über einen Button auf der jeweiligen Seite erfolgen. Hat einem beispielsweise ein bestimmter Artikel gefallen, kann man ihm nach dem Lesen über Klicks auf den Button eine bestimmte Anzahl Punkte geben. Am Ende des Monats wird der Pauschalbetrag durch die Anzahl der Klicks geteilt und die einzelnen Produzenten bekommen ihre Anteile.
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=kwvExIWf_Uc[/youtube]
Finanzieren soll sich Flattr indem vorerst 10% der Umsätze einbehalten werden. Im Laufe der Zeit will man aber daran arbeiten, den Anteil zu reduzieren um den Dienst attraktiver zu machen. Wie auch schon im Basic-Thinking Blog festgestellt wurde, wird die Verbreitung wahrscheinlich über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden. Gibt es zu wenig zahlungsbereite User oder auch zu wenig Einsatzgebiete, wird das Geschäftsmodell schnell leiden.
Grundsätzlich hat die Idee von Flattr Potenzial, auch wenn immer neue Studien angeblich deutlich belegen, dass nur ein sehr kleiner Teil der Internetnutzer überhaupt bereit wäre für Inhalte zu zahlen. Am Online-Lexikon Wikipedia schreibt auch nur ein Bruchteil der gesamten Internet-Nutzerschaft mit und trotzdem ist dieser kleine Teil ausreichend um qualitative Inhalte zu produzieren und das Projekt am Leben zu halten und sogar immer weiter wachsen zu lassen.
Ein ähnliches Konzept wie Flattr verfolgen unter anderem auch Kachingle oder – etwas abgewandelt – das deutsche Start-Up „Sofatutor„. Dort sind die Zahlungen der Nutzer aber auf die Inhalte der Sofatutor-Webseite beschränkt. Dieser englische Beitrag des Venture Capital Unternehmens Lightspeed beleuchtet, welche Micropayment-Dienste sich in letzter Zeit sonst noch entwickelt haben. Ein typisches Beispiel-Einsatzgebiet für Micropayment-Zahlungen sind virtuelle Güter in Online-Computerspielen. Dabei fehlt jedoch wie auch bei Sofatutor der Aspekt der freien Zugänglichkeit und der Freiwilligkeit der Zahlung, den Peter Sunde in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung besonders in den Vordergrund stellt.
Foto: © SXC.hu/Ivan Petrov
Comments (No)