Nachhaltig Investieren und Geld sinnvoll anlegen ist zwar nicht gerade einfach oder verspricht hohe Renditen, doch trotzdem bleibt der Trend zu nachhaltigen Investments ungebrochen, denn nicht nur gestiegenes Umwelt-Bewusstsein vieler Menschen sondern ihr auch Misstrauen gegenüber skrupellosen Banken, Hedge-Fonds und gierigen Finanzjongleuren sorgen glücklicherweise dafür, dass reines Renditestreben immer mehr an Bedeutung verliert.
Wo kann man zuverlässige Informationen zur Nachhaltigen Geldanlage finden?
Der Grundsatz „Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, braucht man zuverlässige Informationen“ gilt in der heutigen Welt der auf „Corporate Social Responsibility“ getrimmten Hochglanz-Broschüren ganz besonders. Erfreulicherweise haben sich bereits einige Vereine dem Thema „Nachhaltige Investments“ angenommen und veröffentlichen hilfreiche Informationen dazu. Ein gutes Beispiel ist das Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. mit dem jährlichen Marktbericht zu Nachhaltigen Geldanlagen und der „FNG-Matrix„.
Die FNG-Matrix wird kostenlos in Form einer Excel-Tabelle zum Herunterladen zur Verfügung gestellt und enthält aktuell 114 Fonds, die durch entsprechende Sortierfelder in Excel nach einzelnen Kriterien durchsucht werden kann. So bekommen interessierte Anleger eine erste Orientierungshilfe und haben durch das FNG-Nachhaltigkeitsprofil zu jedem der in der Matrix enthaltenen Fonds auch gleich noch weiterführende Informationen zur Nachhaltigkeitsstrategie in Bezug auf die drei Kernbereiche Umwelt, Soziales und Gute Unternehmensführung.
Diese drei Bereiche sind dabei vom Forum Nachhaltige Geldanlagen wie folgt definiert:
- Umwelt: Schutz von Natur und Umwelt, nachhaltige Nutzung der Naturgüter.
- Soziales: Förderung von Frieden, Schutz der Menschenwürde und „lokaler Kulturen“, Armutsbekämpfung, Bildung und kulturelle Vielfalt, gute Arbeitsbedingungen.
- Governance: Verantwortliche Unternehmensführung – kooperative, faire und transparente Führung von Unternehmen und öffentlichen Organen, unternehmerische Verantwortung für die Gesellschaft, Transparenz in der Unternehmensführung, faire Auftragsvergabe.
Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden
Der oft im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments genannte Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden (FHL) zur ethischen Bewertung von Unternehmen kann in aktualisierter Fassung beim CRIC e. V. (Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage) heruntergeladen werden.
Der 1997 erstmals öffentlich vorgestellte Leitfaden gilt weltweit mit über 800 Bewertungskriterien als die umfassendste Kriteriologie für ethische Investments und wurde von Ökonomen, Philosophen, Ethikern und Theologen gemeinsam erarbeitet. Auch hier gibt es wieder drei Bereiche:
- Naturverträglichkeit: Verantwortung gegenüber der natürlichen Mitwelt
- Sozialverträglichkeit: Verantwortung gegenüber den von den Unternehmensaktivitäten betroffenen Menschen
- Kulturverträglichkeit: Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Kulturen
Zusätzlich gibt es auf der Webseite des CRIC viele weitere hilfreiche Informationen wie beispielweise die Erklärungen zu Ethischen Investmentstrategien: vermeidend, fördernd und politisch. Während eine vermeidende Strategie sich nur auf den Ausschluss von zum Beispiel menschenrechtsverletzenden, inhumanen und/oder umweltschädlichen Bereichen beschränkt, soll bei der fördernden Strategie Geld in Projekte oder Unternehmen fließen, die einen besonderen ökologischen bzw. sozialen Nutzen für Umwelt und Gesellschaft haben. Unter der „politischen nachhaltigen/ethischen Investmentstrategie“ wird dann verstärktes Engagement in Form von Lobbyingarbeit, Managementdialog, aktiver Ausübung der Stimmrechte bei Aktionärsversammlungen oder Einbringen von Aktionärsrechten verstanden.
Konkrete Anlageempfehlungen bzw. Hilfsmittel
Komplette Anfänger und Neulinge im Bereich nachhaltige Investments wollen oftmals am liebsten konkrete Anlageempfehlungen, um sich selber aufwändige und zeitintensive Recherchen sparen zu können. Dass das natürlich wieder mit Risiken verbunden ist, sollte man bei aller Bequemlichkeit dennoch nie aus dem Bewusstsein verlieren!
Von Dritten zusammengestellte Informationen sollten immer nur Einstiegspunkte für eigenständige Analysen und Entscheidungen sein. Neben der bereits genannten FNG-Matrix für Fonds, gibt es noch eine Reihe von Aktienindizes mit nachhaltigen Werten wie zum Beispiel den UmweltBank-AktienIndex (UBAI). Der am 30. September 2002 mit 18 Titeln gestartete Index setzt sich aus Aktien von börsennotierten Unternehmen zusammen, die sich auf die Themen Ökologie, Erneuerbare Energien und nachhaltiges Wirtschaften spezialisiert haben.
Vom UBAI ausgeschlossen sind Unternehmen, die in Großkraftwerke investieren oder Waffen, Militärgüter, umweltschädliche Produkte und Technologien produzieren oder handeln. Die Gewichtung der Einzeltitel im UBAI richtet sich nach der Marktkapitalisierung bzw. den Aktien im Freefloat, wobei der maximale Anteil eines Einzeltitels auf zehn Prozent begrenzt ist.
Natur-Aktien-Index (NAI)
Eine weitere Orientierungshilfe ist der im April 1997 aufgelegte Natur-Aktien-Index (NAI) des Hamburger Finanzdienstleister Securvita mit aktuell 30 internationalen Unternehmen.
Die Auswahl der Aktien erfolgt nach Negativ-Kriterien, wie z.B. Atomenergie, Waffenproduktion, Diskriminierung von Frauen, Diskriminierung von sozialen oder ethnischen Minderheiten, Kinderarbeit, Tierversuche, Gentechnik in der Lebensmittelproduktion und Erzeugung von ausgesprochen umwelt- oder gesundheitsschädlichen Produkten.
Außerdem müssen mindestens zwei der folgenden vier Positiv-Kriterien erfüllt werden:
- Das Unternehmen bietet Produkte oder Dienstleistungen an, die einen wesentlichen Beitrag zur ökologisch und sozial nachhaltigen Lösung zentraler Menschheitsprobleme leisten.
- Das Unternehmen ist Branchen-Vorreiter im Hinblick auf die Produktgestaltung
- Das Unternehmen ist Branchen-Vorreiter im Hinblick auf die technische Gestaltung des Produktions- und Absatzprozesses
- Das Unternehmen ist Branchen-Vorreiter im Hinblick auf die soziale Gestaltung des Produktions- und Absatzprozesses
Die aktuellen Kurse des Natur-Aktien-Index (NAI) sind unter der ISIN-Kennzeichnung DE000A1A4ZT2 und der WKN-Nummer A1A4ZT auffindbar.
Photovoltaik-Aktien-Index (PPVX)
Der Photovoltaik-Aktien-Index (PPVX) wurde von Öko-Invest gemeinsam mit der Fachzeitschrift Photon aufgelegt und setzt sich aus Unternehmen der Solarstrombranche weltweit zusammen.
Er ist am 1. August 2001 mit 1.000 Punkten und 11 Aktien von Unternehmen gestartet, die mehr als 50 Prozent des Vorjahresumsatzes mit Produkten oder Dienstleistungen erzielt haben, die direkt oder indirekt mit der Installation beziehungsweise Nutzung von Photovoltaikanlagen zusammenhängen.
Inzwischen umfasst der Photovoltaik-Aktien-Index (PPVX) 30 Werte, von denen sich 2014 Hanergy Solar Group (+119 %), Enphase Energy (+90 %) und SunEdison (+27 %) am besten entwickelt haben.
Öko-Invest nx-25 Index
Auch der im Mai 2003 „neugeborene“ nx-25 Index wird vom Chefredakteur Max Deml des Wiener Börsenbriefs Öko-Invest erstellt. Nachdem es mit dem bereits vor 17 Jahren im Auftrag des Münchner Monatsmagazins „Natur & Kosmos“ gestarteten, ersten ethisch-ökologischen Aktienindex im deutschsprachigen Raum, „Natur-Aktien-Index (NAI)“, zu einem Bruch zwischen dem NAI-Lizenznehmer Securvita und Max Deml kam, wurde der nx-25 als eigenständiger Index weitergeführt.
Wie man auf dem Screenshot sieht, hat das am 3. Januar 2006 emittierte „ABN AMRO Ökoinvest Total Return Index“-Zertifikat (ISIN: NL0000093953 WKN: ABN2Z5) den nx-25 Index bereits als Basis genommen. Natürlich kann man auch einfach den Börsenbrief Öko-Invest abonnieren und die Zusammensetzung der Aktien im nx-25 Index selbst verfolgen und je nach eigener Einschätzung einzelne Werte kaufen.
Dow Jones Sustainability World Indexes (DJSI)
Die Dow Jones Sustainability World Indexes (DJSI) sind sind eine Familie von Aktienindizes, die in Kooperation des Dow Jones Verlagshauses mit dem Zürcher Unternehmen Sustainable Asset Management (SAM) aufgelegt wurden. Es gibt eine Aufteilung in globale (DJSI-World), europäische (DJSI Europe) und nordamerikanische (DJSI North America) Index-Gruppen.
Ziel der DJSI ist es, die aus nachhaltiger Sicht jeweils besten Unternehmen eines Bereichs zusammen zu stellen, die sogenannten „Sustainability Leader“, was auch als „Best in class“-Ansatz bezeichnet wird.
Es gibt eine ganze Reihe von Finanzprodukten wie zum Beispiel Anlageportfolios, Zertifikate und Fonds, die auf den Dow Jones Sustainability World Indexes (DJSI) basieren. Die Gewichtung erfolgt angeblich zu 43% nach branchenübergreifenden Kriterien sowie zu 18% nach wirtschaftlichen, 3% ökologischen und 22% sozialen Kriterien, weshalb es bereits Kritik an der Auswahl der Unternehmen und der Methodik der Erfassung gab.
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